Lemgo – Januar 2015. War es Schüchternheit oder Hochachtung, was sich in den jungen Gesichtern spiegelte? Vielleicht von Beidem etwas. Welche Gefühle auch immer die Schüler des Marianne-Weber-Gymnasiums im Gespräch mit Bernd Pieper und Alexander Richter am 26. Januar 2015 bewegten, die ehemaligen DDR-Häftlingen konnten gut damit umgehen, zeigten sich einfühlsam und verständnisvoll, beantworteten jede Frage der 9.-Klässler und Abiturienten. Fragen danach, ob es in der DDR Jugendlichen erlaubt war, Alkohol zu trinken oder was sie über den Westen wussten und dachten.
Zum ersten Zeitzeugengespräch am Marianne-Weber-Gymnasium mit ehemaligen politischen Häftlingen der Staatssicherheit waren Pieper und Richter aus Gütersloh und dem Emsland für zwei Schulstunden angereist. Eine zu kurz bemessene Zeit, wie sich bald herausstellte. Denn die Männer hatten viel zu erzählen, viel mehr, als sich an einem Vormittag klären lässt. Sie berichteten über Postkarten mit Musikwünschen, die sie als FDJler an den RIAS richteten, nicht ahnend, dass ihnen dies eine Aktennotiz der Stasi eintrug. Sie berichteten über ihre Jugendlieben, denen sie aus der Stasihaft nicht schreiben durften. Sie berichteten von ihrer Ausreise in den goldenen Westen, der dann doch gar nicht so golden war, wie gedacht. Die Zeitzeugen erzählten, die Schüler staunten. Das Klingeln der Pausenglocke unterbrach die Erzähler dann abrupt. Ob die Redner und Schüler dennoch mit dem Gespräch zufrieden waren, lesen Sie im Zeitzeugeninterview Bericht Freiheitsglocke.