Voll im Sog der Erziehungswissenschaften, habe ich gerade einen Text über das LLL, das lebenslange Lernen, verfasst. Ich schicke Euch auf eine Reise mit Klein-Heini, der diese Odysee des LLL durchläuft…
Bildungswelten und Lernorte in Deutschland oder Heinis LLL-Reise
Wir schreiben ein Kapitel neuer Schulgeschichte. Eine Geschichte, in der Bundesländer und Staat weiter tragende Rollen auf der Bühne der Bildungspolitik spielen. Gleichzeitig ist das Individuum ins Rampenlicht gerückt. Dort steht es – ich will´s Heini nennen – und schaut auf das Bildungssystem, das Heini als Kleinkind aufnimmt und vielleicht ein Leben lang nicht mehr loslässt. Heini wäre so ein Kandidat des LLL (lebenslangen Lernens). Im zarten Alter von einem Jahr kann Heini, wenn die Eltern es wollen und es einen Platz gibt, in die Krippe. Mit drei kommt Heini in den Kindergarten und noch vor Erreichen des sechsten Lebensjahres vielleicht in die Vorschule. Es folgt die Grundschule (je nach Bundesland bis zur vierten oder sechsten Klasse), nebenbei der Hortbesuch. (Vielleicht kommt Heini auch auf eine Förderschule, dort würde er bis zur Volljährigkeit bleiben.) Nach der Vierten hätte Klein-Heini den Primarbereich hinter sich und würde in die Sekundarstufe I rutschen. Spätestens ab der 7. Klasse müsste er zwischen Gymnasium, Gesamt-, Real- oder Hauptschule wählen. Lernt Heini weiter – die Schulpflicht endet in vielen Ländern nach neun Jahren -, kann er die Sekundarstufe II am Gymnasium oder auf einer Berufsschule, -fachschule bzw. –akademie durchlaufen. Immatrikuliert sich Heini später an der Uni, einer Fach- oder Musik- oder Kunsthochschule, befindet er sich in der tertiären/postsekundären Bildungsphase. Und auch danach geht das LLL weiter, wenn Heini es will und sich´s leisten kann; das nennt man dann Weiterbildung oder quartäre Bildung. Diese ist oft nicht staatlich reguliert. Zum institutionalisierten Lernen mit allgemein anerkannten Abschlüssen – auch formale Bildung genannt -, kann Heini auch nonformale Bildung genießen. Sein Lernen ist dann institutionalisiert und organisiert, führt aber nicht zu anerkannten Abschlüssen (Bsp. VHS). Informales Lernen kann Heini außerdem wählen. Es findet z. B. am Arbeitsplatz oder in der Familie statt. Heini kann mit Büchern, Filmen etc. lernen, lernt also lebensbegleitend (LBL) und intendiert. Lernen wird zur Erfahrung und Erfahrung ist Lernen. Zertifiziert werden Heinis so erworbene Kompetenzen – auch wenn sie den größten Teil menschlichen Lernens ausmachen – nicht. Doch in manch klugem Kopf reifen derzeit Ideen, einen Bildungspass einzuführen, um diejenigen Kompetenzen wertzuschätzen, die durch intendiertes oder durch inzidentelles Lernen – nicht geplantes Lernen – erreicht wurden. Grund dafür ist vielleicht die nationale Bildungsarroganz, die Heini – der, nehmen wir an, kein Abi, dafür aber einen Meister gemacht hat – niemals den Weg an die Uni ebnen würde, bisher jedenfalls nicht.